Olha Korolenko hat nichts unversucht gelassen: Monatelang hat sie einen staatlichen Sprachkurs besucht, an den Wochenenden Vokabeln gepaukt und mit YouTube-Videos die Aussprache geübt. Sogar an der deutschen Übersetzung eines französischen Klassikers hat sie herumbuchstabiert: "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen ..." Hat es für die Prüfung gereicht? Wird sie demnächst – zwei Jahre nach ihrer Flucht aus Odessa – ein Zertifikat in den Händen halten, das ihr halbwegs solide Kenntnisse in der neuen Fremdsprache attestiert? Die 40-jährige medizinische Laborantin, die ihre Worte vorsichtig wählt und sichtbar bemüht ist, keine Grammatikfehler zu machen, klingt skeptisch: "Ich möchte sagen, dass diese Sprache sehr kompliziert und schwierig für mich ist."