Heute ist Jaspers großer Tag. Schon seit Februar hat er sich zu Hause vorbereitet, Samen in Töpfe mit Erde gesteckt und Pflänzchen beim Wachsen gehegt. Nun hat er seine Gummistiefel angezogen, denn in den nächsten Stunden will er mit den Füßen durch die Erde stapfen. Zumindest ist das Jaspers Plan. Mit einem Blick in den Himmel kann man zwar ahnen, dass es vielleicht anders kommt. Doch die paar schwarzen Wolken können den Achtjährigen nicht schrecken. Denn an diesem Montag im Mai wird Jasper endlich zum Gemüsebauern.

Auf einem Stück Acker in Krailling, einem Vorort von München, will er den ganzen Sommer über allerhand anpflanzen: Auberginen, Zucchini und Buschbohnen, Karotten, Kohlrabi und Kürbis, Salat, Spitzpaprika und Tomaten. Bis zum Oktober wird er alle paar Tage zum Feld fahren müssen, er wird säen, pflanzen, gießen, Unkraut jäten – und hoffentlich viel Gemüse ernten.

Gerade aber schleppt Jasper zusammen mit seinem Papa erst einmal Werkzeuge und seine Pflänzchen über einen Kiesweg. In einer Kiste hat er Arbeitshandschuhe, eine kleine Schaufel, eine Hacke, Schnur und Holzstöckchen. Außerdem verschiedene Samen für Pflanzen. Sein Vater trägt einen Sack mit Dünger, einen Spaten und einen großen Rechen Richtung Feld.

Das sieht von Weitem aus wie gestreift. 25 Meter lange Reihen aufgehäufter Erde ziehen sich über den Acker. An vielen Stellen stecken Holzpflöcke mit Namensschildern im Boden. Ein Schild zeigt an, wo Jasper in den nächsten Monaten gärtnern kann.

Ein halbes Jahr lang darf Jasper hier pflanzen, was er will. Eigentlich gehört das Feld einem Bauern. Der vermietet es an Menschen, die gern gärtnern wollen, zu Hause aber keinen Platz haben. So ist es auch bei Jasper. Seine Familie hat zwar einen Garten, doch dort ist nur Platz für ein kleines Hochbeet.

Jasper hat zwei ältere Geschwister, er geht in die zweite Klasse, spielt Trompete, Tennis und sammelt Zwei-Euro-Münzen. Und seit er fünf Jahre alt ist, gärtnert er. Das habe er sich von seinem Opa abgeschaut, erzählt Jasper: "Der hatte schon immer viele Pflanzen, das hat mich fasziniert. Und irgendwann dachte ich: Scheint ja ganz einfach zu sein, das mache ich auch."

Tatsächlich war es mit Opas Hilfe gar nicht so schwer. Zuerst brachte der seinem Enkel bei, wie er Tomaten zieht – die mag Jasper nämlich furchtbar gern. Die kleinen Samen aus frischen Tomaten pulte er dafür auf ein Stück Küchenpapier und ließ sie trocknen. Dann pflanzte er sie ein, goss regelmäßig, und nach ein, zwei Wochen sprossen die ersten grünen Spitzen. Toll, fand Jasper. Noch toller war es, als er schließlich die ersten eigenen Tomaten futtern konnte.