Oskar Piegsa © Florian Thoss für DIE ZEIT

Liebe Leserin, lieber Leser,

bisher basieren unsere Computer auf Bits und Bytes. Ein Bit ist die kleinste Einheit in der Welt der Information. Es kann entweder den Wert "0" haben oder den Wert "1", so wie ein Lichtschalter, der entweder ausgeschaltet ist oder eingeschaltet. Es gibt nichts dazwischen. Acht Bits ergeben zusammen ein Byte.

Ein kleines "b" wird übersetzt zu "01100010" (acht Bits, ein Byte). Ein kleines "i" zu "01101001". Und der Satz "bisher basieren unsere Computer auf Bits und Bytes" lautet:

01100010 01101001 01110011 01101000 01100101 01110010 00100000 01100010 01100001 01110011 01101001 01100101 01110010 01100101 01101110 00100000 01110101 01101110 01110011 01100101 01110010 01100101 00100000 01000011 01101111 01101101 01110000 01110101 01110100 01100101 01110010 00100000 01100001 01110101 01100110 00100000 01000010 01101001 01110100 01110011 00100000 01110101 01101110 01100100 00100000 01000010 01111001 01110100 01100101 01110011 00101110

An dieser Stelle könnten wir unseren Fremdsprachenunterricht für heute beenden, wenn die Wissenschaft nicht wäre. Die gibt sich selten mit etwas zufrieden, schon gar nicht mit kategorischen Aussagen wie "entweder-oder" und "Es gibt nichts dazwischen".

In Bahrenfeld wurde gestern "Hamburg Quanten Computing" vorgestellt, eine neue Initiative zur Entwicklung eines Quantencomputers. Bisher existieren Quantencomputer nur in der Vorstellungskraft von Forscherinnen und Forschern. Sie sollen nicht auf Bits basieren, sondern auf Quantenbits, kurz Qubits. Diese sind nicht null oder eins, sondern beides zugleich ("eine Mischung", sagte mir gestern ein Wissenschaftler, den ich dazu befragte) oder auch beides nicht, sondern etwas dazwischen ("sie oszillieren zwischen null und eins", erklärte mir ein anderer Wissenschaftler).

Halten wir fest: Bislang fehlen uns die Metaphern, um das Prinzip des Qubits zu veranschaulichen. Was man aber sagen kann: Wenn es gelänge, einen Quantencomputer zu bauen, dann wäre dessen Rechenleistung enorm. Man könnte damit zum Beispiel sehr komplizierte Planungsaufgaben in der Logistik lösen. Klar, dass Hamburg sich an dem Wettbewerb um den ersten funktionsfähigen Quantencomputer beteiligt.

"Hamburg Quanten Computing" ist ein Projekt von Uni und TU, die dafür mit Lufthansa Industry Solutions kooperieren. Der Senat und die EU finanzieren das Vorhaben mit insgesamt 17 Millionen Euro. Ein weiteres Projekt, das bereits seit einer Weile in Bahrenfeld läuft, heißt Rymax und wird vom Bundesforschungsministerium mit 25 Millionen Euro gefördert. Hier sind die Partnerunternehmen unter anderem Otto und die HHLA.

"Die enge Vernetzung zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie ist das, was Hamburg ausmacht", sagte Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) gestern. Die beiden Projekte verfolgen unterschiedliche Ansätze, einen Quantencomputer zu bauen. Das sei klug, betonte gestern einer der Beteiligten. Es handele sich um Risikostreuung, wie sie sich bei allen spekulativen Investments empfiehlt.

Solange wir noch mit den alten Bits und Bytes operieren müssen, verabschiede ich mich von Ihnen ganz klassisch:

01001001 01100011 01101000 00100000 01110111 11111100 01101110 01110011 01100011 01101000 01100101 00100000 01001001 01101000 01101110 01100101 01101110 00100000 01100101 01101001 01101110 01100101 01101110 00100000 01110011 01100011 01101000 11110110 01101110 01100101 01101110 00100000 01010100 01100001 01100111!

Ihr Oskar Piegsa

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WAS HEUTE WICHTIG IST

© Christian Charisius/​dpa

Die EU-Kommission beschäftigt sich mit dem umstrittenen Teilverkauf der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) an die Reederei MSC. "Wir können bestätigen, dass wir eine Beschwerde in dieser Angelegenheit erhalten haben, die wir gemäß unseren Standardverfahren prüfen", teilte eine Sprecherin gestern mit und bestätigte damit Berichte des "Hamburger Abendblatts" und des NDR. Es geht um die Frage, ob die Stadt gegen das Beihilferecht verstößt, wenn sie ihre HHLA-Aktien für 16,75 Euro pro Stück an MSC verkauft. Der Bürgerschaftsabgeordnete Götz Wiese (CDU) hält diesen Verkaufspreis für zu gering, hatte Beschwerde eingelegt und aus Brüssel dazu Nachfragen erhalten. Bisher wurde jedoch kein offizielles Prüfverfahren eingeleitet. Fragen dazu, für wie begründet die Kommission den Anfangsverdacht hält, wollte die Sprecherin nicht beantworten. Aus Sicht der Wirtschaftsbehörde handelt es sich um einen Standardvorgang.

Heute wollen Angestellte der Hamburger Sparkasse streiken. Rund 400 Kolleginnen und Kollegen von der Commerzbank, der Deutschen Bank und UniCredit befinden sich bereits seit gestern im Streik. Das teilte die Gewerkschaft ver.di mit. Sie fordert 12,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr pro Monat, bei einer Tariflaufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber bei privaten und öffentlichen Banken bieten bislang weniger (8,5 bzw. 9,5 Prozent) und fordern deutlich längere Laufzeiten (36 bzw. 43 Monate).

Der starke Regen führt zu Fischsterben. Aktuell sei der Osterbekkanal betroffen, teilte die Hamburger Umweltbehörde mit. Dort sollen die Fische von Mitarbeitern zeitnah aus dem Wasser geholt werden. Durch die Niederschläge der vergangenen Woche seien große Mengen organischen Materials in Gewässer geschwemmt worden, etwa Pollen, Staub, Erde, Fäkalien. Der biologische Abbau dieser Stoffe in Verbindung mit bereits erhöhten Wassertemperaturen führe zu einem Sauerstoffmangel, der für Fische tödlich enden könne.

In aller Kürze

• Ab sofort gibt es täglich Direktflüge zwischen Hamburg und Katar • Die Finanzbehörde stellte neue Hebesätze für die Grundsteuer vor, sie gelten ab 2025 • Im S-Bahnhof Allermöhe ist eine Frau vor einen einfahrenden Zug gefallen und wurde lebensgefährlich verletzt

AUS DER HAMBURG-AUSGABE

© Roland Magunia/​Hamburger Abendblatt

Muss dieses Haus leer stehen?

In der Grindelallee wurde kürzlich ein Haus besetzt. Wieso, das beschreibt ZEIT:Hamburg-Autor Tom Kroll in seinem Artikel. Lesen Sie hier einen Auszug.

Mikey Kleinert steht in der Grindelallee und staunt. Dass hier ein Gründerzeithaus schon seit Jahren leer steht, verfolgt Kleinert als Abgeordneter der Linken in der Bezirksversammlung Eimsbüttel sehr genau. Auf seinem Laptop hat er einen Ordner voller Zeitungsartikel über den Fall, er spricht vom "wohl bekanntesten Wohnungsleerstand der Stadt". Doch dass in der Nacht zum 17. Juni mehrere Personen in das Haus einbrachen und Banner von den Balkonen hängten, auf denen "Spekulanten enteignen" stand und "Wohnen ist kein Luxus", das hatte Kleinert nicht kommen sehen. "Ich war überrascht von der Besetzung", sagt er.

2.359 Wohnungen sind in Hamburg ohne Mieter. Das geht aus einer Anfrage hervor, die der Bürgerschaftsabgeordnete André Trepoll (CDU) im Mai 2023 an den Senat stellte. Aktuelle Zahlen veröffentlichte die Stadt bisher nicht. Grundsätzlich sind Eigentümer gefordert, Leerstand nach vier Monaten zu melden. Wer Wohnraum länger ungenutzt lässt, riskiert Zwangs- und Bußgelder. Im Mai 2023 standen in Eimsbüttel 119 Wohnungen seit mehr als einem Jahr leer, begründet wurde das meist mit laufenden Baumaßnahmen. Das Haus in der Grindelallee ist seit 2019 ungenutzt. Es musste nach illegalen Umbauten geräumt werden, anschließend ließ es der Eigentümer verfallen.

Der Bezirkspolitiker Mikey Kleinert meint, an diesem Haus lasse sich zeigen, wie träge die Stadt das Wohnraumschutzgesetz anwende, das eigentlich zu den "besten der Bundesrepublik" zähle. Die Bezirksämter verhängen nur selten Bußgelder, 2023 geschah das in ganz Hamburg sechsmal. Im Falle der Grindelallee wurden zwar Zwangsgelder verhängt, doch der Eigentümer hat bisher keines bezahlt.

Dass Wohnungssuchende leer stehende Häuser besetzen, kommt kaum vor. Die letzte Besetzung, die große Wellen geschlagen hat, war jene des Gängeviertels am Gänsemarkt. Das war im August 2009. Mikey Kleinert begrüßt die Aktion der unbekannten Besetzer in der Grindelallee. Die Aktion schaffe Aufmerksamkeit, sagt er, und erhöhe den Druck auf die Behörden, effizienter gegen Leerstand vorzugehen. Ähnlich äußert sich der Asta der Uni Hamburg, also die gewählte Vertretung der Studierenden.

Warum die Besetzungsaktion inzwischen schon wieder vorbei ist, lesen Sie weiter in der ungekürzten Fassung auf ZEIT ONLINE.

Zum vollständigen Artikel

DER SATZ

© Armed Forces of the Philippines/​dpa

"Umwege nehmen, immer einen Plan B vorrätig haben – das wird in dieser gefährlicheren Ära jetzt notwendig, und es bedeutet höhere Kosten, auch für Firmen und Verbraucher in Deutschland."

Während am Horn von Afrika Rebellen Frachtschiffe angreifen, streiten im Südchinesischen Meer China und die Philippinen um Einfluss. Thomas Fischermann, Wirtschaftsredakteur der ZEIT, erklärt, was das für den Seehandel bedeutet.

Zum vollständigen Artikel

DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN

Am 5. und 6. Juli findet auf der Fleetinsel das kostenlose ADMI+-Fest statt. Galerien und offene Ateliers sowie das Westwerk und das Fleetstreet Theater in der Admiralitätsstraße laden ein. Es gibt Kunst, Musik, Lesungen und Performances zu genießen.

ADMI+, 5. und 6. Juli, ab 17 Uhr, Fleetinsel

MEINE STADT

Dramatische Stimmung auf dem Fanfest © Imke Schwarz

HAMBURGER SCHNACK

Konzert in der Elphi, der "Chor zur Welt" bringt den Saal zum Toben, alle singen und klatschen mit. In die Stille nach dem Applaus ruft ein kleiner Junge inbrünstig, noch voll im Groove: "Oh yeah!"

Gehört von Avin Hell

DIE HEUTIGE AUSGABE ZUM VERTIEFTEN LESEN

Muss das leer sein? (Z+) – Warum in der Grindelallee gerade ein Haus besetzt wurde.

In schwerer See (Z+) – Schiffe wickeln 80 Prozent des Welthandels ab, geraten aber immer öfter ins Visier von Soldaten, Terroristen und Piraten. Wie lange geht das noch gut?