Yannick Ramsel © Florian Thoss für DIE ZEIT

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute Abend fahre ich nach Berlin und schaue mir dort das Spiel der deutschen Männer-Basketball-Nationalmannschaft gegen Japan an. Es ist nur ein Vorbereitungsspiel vor Olympia, aber ich will das Team schon seit letztem Sommer unbedingt einmal live sehen – damals habe ich jede Partie im Fernsehen geschaut und mitgefiebert, wie das Team Weltmeister wurde. Mit dabei war auch Justus Hollatz, Jahrgang 2001, 1,91 Meter groß und aufgewachsen in Hamburg-Langenbek.

Justus Hollatz ist ein Schwein. Zumindest bezeichnet ihn der Nationaltrainer Gordon Herbert so; ich habe das in einem Buch gelesen, das Herbert kürzlich veröffentlicht hat und in dem er den Weg zur Weltmeisterschaft nachzeichnet. Laut Herbert brauche es in jedem Team ein paar Rennpferde – Spieler wie Dennis Schröder, Anführer, die Punkte machen und ein Spiel im Alleingang entscheiden können. Genauso wichtig seien allerdings, schreibt Herbert, die Schweine. Sie übernehmen die kleinen Dinge auf dem Feld, verteidigen hart, machen Stimmung – Dinge, die nicht in den Statistiken auftauchen und oft übersehen werden.

Ich finde Hollatz allein deshalb schon sympathisch. Ich habe in der Jugend selbst recht ambitioniert Basketball gespielt, in Paderborn, in der NRW-Liga. Ich war in unserem Team auch ein Schwein.

Vor ein paar Tagen wurde Hollatz aus dem zwölfköpfigen Kader für Olympia gestrichen. Es war aber wohl knapp, er ist gewissermaßen Nummer 13, und so trainiert er laut dem Deutschen Basketball Bund erst mal weiter mit dem Team und springt ein, falls sich wer verletzt.

Ich habe mich gefragt, wie sich das für Hollatz anfühlen muss. Auch ich wurde mal in letzter Sekunde aus dem Kader geworfen. Mich hat das damals echt runtergezogen, aber ich muss auch sagen: Das Leben ging einfach weiter. Hollatz ist 23 und hat noch mindestens zehn Jahre Zeit, in der Nationalmannschaft zu glänzen. Er wird bestimmt damit klarkommen. Wenn das einer kann, dann wir Schweine.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!

Ihr Yannick Ramsel

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WAS HEUTE WICHTIG IST

© Markus Scholz/​dpa

Wegen des umstrittenen Neubaus der Sternbrücke in Hamburg-Altona mussten sie ausziehen – nun finden drei alteingesessene Musikclubs eine neue Heimat. Gestern übergab die Stadt die neuen Räume in den leer stehenden Kasematten in unmittelbarer Nähe zu den Deichtorhallen an die Betreiber der Beat Boutique und des Fundbureaus; Anfang August wollen sie dort wieder öffnen. Zu einem späteren Zeitpunkt soll hier auch die Bar 227 einziehen, die noch bis 2025 in Altona-Nord bleiben kann. Die Räume des Fundbureaus in den Kasematten sind mit fast 400 Quadratmetern ähnlich groß wie zuvor die unter der Sternbrücke; etwa 300 Leute passen rein. Die Beat Boutique hat jetzt auf 200 Quadratmetern fast viermal so viel Platz wie vorher und kann fast 200 Menschen reinlassen.

Der Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V. beklagt wieder eine hohe Zahl an Tieraussetzungen vor Beginn der Sommerferien: So wurden in diesem Jahr zwischen 1. Juni und 16. Juli 194 mutmaßlich ausgesetzte Tiere im Hamburger Stadtgebiet gefunden. Die Dunkelziffer schätzt der Verein wesentlich höher ein. Unter den mutmaßlichen Aussetzungen befinden sich zehn Hunde, 105 Katzen, elf Kleinsäuger, 45 Vögel, 13 Schildkröten, eine Schlange und neun Achatschnecken.

Hamburger Unternehmen äußern sich zunehmend besorgt über die wirtschaftspolitischen Bedingungen – diese seien ein Risiko für das Geschäft, gaben mehr als 60 Prozent der Unternehmen in einer Befragung zum Ende des zweiten Quartals 2024 an. Das geht aus einer Mitteilung der Handelskammer hervor. Im Vergleichszeitraum vor einem Jahr lag der Wert bei 49,3 Prozent. Ein häufig genannter Grund war Unmut über Bürokratie.

In aller Kürze

• Die Professorin für Architektur und Landschaft an der HafenCity Universität Antje Stokman hat den Hamburger Lehrpreis bekommen, den die Stadt jährlich für herausragende Lehre, innovative Lehrmethoden und neue Vermittlungskonzepte verleiht • 42 Schüler und Schülerinnen nehmen in den Sommerferien am Ferienfahrerprogramm des Hamburger Verbands Deutscher Reeder teil, bei dem sie bis zu vier Wochen auf einem Containerschiff, Massengutfrachter oder Schleppschiff verbringen

THEMA DES TAGES

© Marcus Brandt/​dpa

Fein, aber gefährlich

Ultrafeinstaub von Flugzeugen kann eine Gesundheitsgefahr sein. In Hamburg werden laut einer Studie mehr Menschen krank als in anderen europäischen Städten. Warum? Das fragt ZEIT:Hamburg-Autor Dirk Aspendorf. Lesen Sie hier einen Auszug aus seinem Artikel.

Der Weg von der Hamburger Innenstadt zum Flughafen ist kurz. Für Passagiere ist das bequem, für die vielen Menschen, die dementsprechend in seiner Nähe wohnen, eine Gesundheitsgefahr. Das liegt nicht nur am Fluglärm – denn die Triebwerke landender und vor allem startender Flugzeuge stoßen große Mengen ultrafeiner Partikel (UFP) aus. Wer sie ständig einatmet, hat langfristig ein deutlich erhöhtes Gesundheitsrisiko. Und in nur acht europäischen Großstädten ist diese Belastung noch höher als in Hamburg. Das zeigt eine aktuelle Studie, die das niederländische Öko-Institut CE Delft im Auftrag der europäischen Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) erstellt hat.

Ultrafeinstaub ist eine wenig erforschte Gefahr. Auch das von T&E veröffentlichte Ranking basiert nicht auf direkten Beobachtungen, sondern auf einer Hochrechnung: Grundlage sind Daten, die rund um den Flughafen Amsterdam Schiphol ermittelt wurden. Weltweit zum ersten Mal hatte das niederländische Gesundheitsministerium dort vor zwei Jahren die UFP-Emissionen gründlich messen lassen und anschließend mit Daten von Krankenkassen und den Ergebnissen einer Befragung zu Erkrankungen in der betroffenen Bevölkerung abgeglichen. Ergebnis: Wer nah am Flughafen hohen Mengen an Ultrafeinstaub ausgesetzt ist, leidet deutlich öfter an Demenz, Bluthochdruck, Herzinfarkt und Diabetes. Andere soziodemografische Effekte – zum Beispiel das geringere Durchschnittseinkommen in flughafennahen Wohngebieten – wurden herausgerechnet.

Besonders betroffen sind Flughafenangestellte und Anwohner, die weniger als fünf Kilometer vom Flughafen entfernt leben. Sie atmen mehr Ultrafeinstaub ein als die Anwohner der am höchsten belasteten innerstädtischen Hauptstraßen. In Hamburg leben über 200.000 Menschen im Umkreis von fünf Kilometern rund um den Flughafen, in Europa sind es nur in Paris, Lissabon, Warschau, Málaga und Genf noch mehr.

Was die Studienergebnisse für unsere Stadt bedeuten, lesen Sie weiter in der ungekürzten Fassung auf ZEIT ONLINE.

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DER SATZ

© ZEIT-Grafik

"Wurfzelt: Baut sich wie im Flug fast von allein auf. Abbau dauert länger"

Der Sommer ist da, und es ist höchste Zeit, sich auf den Campingurlaub vorzubereiten – das fanden Hella Kemper (Wissen-Redakteurin) und Tobias Beck (Infografik) und haben eine Übersicht zusammengestellt. Das Ergebnis finden Sie hier.

MAHLZEIT - Die Gastrokritik

Gutes Essen in Food-Courts – versucht haben das schon viele. Doch manches mutige Projekt ging unbemerkt unter, weil in Passagen und Einkaufszentren das unverwüstliche Mittelmaß der Systemgastronomen regiert. Le Big Tamtam, der Name verpflichtet, steigt um so lauter ein. Seit einer Woche bespielen fünf Hamburger Gastronomen das Rondell im Untergeschoss des Hanseviertels. Sie versprechen "krasse Kulinarik".
Wo früher mal Mövenpick war, ist die Einrichtung jetzt quietschbunt. Die Beats eines DJ sorgen dafür, dass man nicht einschläft bei den ohnehin nur kurzen Wartezeiten. Die fünf Küchen bieten im Prinzip nichts Neues, aber sie bringen die Konzepte interessanter bestehender Lokale zusammen. Wer die Suppen von Momo Ramen schätzt, bekommt sie hier in gewohnter Qualität, allerdings auch zu Restaurantpreisen. Zumindest guten Diskussionsstoff liefern die gepimpten Fischbrötchen von Underdocks. Es muss ja nicht gleich die Lobster Roll für 35€ sein. Der Taco-Spezialist Miguel Zaldívar hat das Miguelez eröffnet. Schön, dass er seine vegane Auswahl erweitert hat (auch, wenn man sich fragt, was die scharfen Nudelschnipsel unter dem gegrillten Blumenkohl mit Guacamole sollen). Wer schon mal hier ist, sollte unbedingt in der Bäckerei vorbeischauen, die die Gastronomen hier gemeinschaftlich betreiben. Die Croissants, gefüllt mit Käse und Kimchi, sind zum Beispiel richtig gut.

Michael Allmaier

Le Big Tamtam, Große Bleichen 32, Neustadt · Tel. 040 808020220

DAS KÖNNTE SIE INTERESSIEREN

Die Werkstatt Fotografie zeigt Arbeiten des Fotografen Axel Beyer: "Stadt Räume – Hamburg 1983–87". Die Aufnahmen haben heute bereits dokumentarischen Wert – die Blicke auf das tägliche Leben, die Fassaden, die Autos, all das wirkt lange her und ist einen Blick wert.

"Stadt Räume – Hamburg 1983-87", bis 31.7.; Werkstatt Fotografie, Bernhard-Nocht-Str. 8; geöffnet Fr + Sa 13–18 Uhr und nach Verabredung

MEINE STADT

Endlich sind sie wieder da, die schönen Laternen auf der Lombardsbrücke © Kerstin Bittner

HAMBURGER SCHNACK

Meine Freundin hatte mir nicht verraten, dass ich auf meinem üblichen Weg zu ihr im Baustellenchaos landen würde – plötzlich hatte ich mich gänzlich verfranzt. Ich hielt eine Fahrradfahrerin an, die in der Gegend zu Hause war, aber die Straßennamen nicht kannte. Trotzdem funktionierte es:

"Diese Straße bis zum Ende, dann links wieder bis zum Ende, dann rechts ganz bis zum Schluss, und Sie sind in der Bramfelder Chaussee!"

Und dann war es wieder mein Weg!

Erlebt von Barbara Gehrung

DIE HEUTIGE AUSGABE ZUM VERTIEFTEN LESEN

Fein, aber gefährlich (Z+) – Ultrafeinstaub von Flugzeugen kann eine Gesundheitsgefahr sein. In Hamburg werden laut einer Studie mehr Menschen krank als in anderen europäischen Städten. Warum?

Baut schon mal auf! (Z+) – Der Sommer ist da – höchste Zeit, sich auf den Campingurlaub vorzubereiten. Eine Übersicht in Grafiken