Die SPD ist erstmals seit 15 Jahren in einer Sonntagsfrage wieder stärkste politische Kraft in Deutschland. Im Trendbarometer des Forsa-Instituts für RTL und n-tv kommen die Sozialdemokraten auf 23 Prozent, die Union erreicht 22 Prozent. Die SPD gewinnt damit im Vergleich zur Vorwoche zwei Prozentpunkte hinzu, die Unionsparteien büßen einen Punkt ein. In der Datenreihe des Instituts landen die Sozialdemokraten damit erstmals seit 2006 auf einem höheren Wert als die Union. Die jetzt für CDU und CSU ermittelten 22 Prozent sind Forsa zufolge der schlechteste Wert, den das 1984 gegründete Institut jemals für die Union berechnet hat.

Die Grünen rutschen um einen Prozentpunkt auf 18 Prozent ab und liegen auf Rang drei. Die FDP kommt unverändert auf zwölf Prozent, die AfD auf zehn und die Linke auf sechs Prozent. 

Würde jetzt ein neuer Bundestag gewählt, entfielen laut Forsa 195 Sitze auf die SPD, 190 auf die Union, 152 auf die Grünen und 102 auf die FDP. Die im derzeitigen Bundestag stärkste Oppositionspartei AfD käme noch auf 85 Sitze, die Linke auf 51.

Viele Wählerinnen und Wähler erwarten der Umfrage zufolge eine Niederlage der Union. 60 Prozent der Befragten werteten es als Fehleinschätzung, dass die Union noch Wähler gewinnen könnte, die aus Angst vor einer SPD-geführten Bundesregierung lieber für CDU oder CSU stimmen würden. Selbst die Anhänger der Unionsparteien sind skeptisch: 57 Prozent der CDU- und 65 Prozent der CSU-Anhänger glauben nicht an eine Trendwende.

Vier Dreierkoalitionen denkbar

Damit hätten derzeit vier Dreierbündnisse eine Mehrheit im Parlament – drei davon unter Führung eines möglichen Bundeskanzlers Olaf Scholz: Am stärksten schneidet laut Forsa mit insgesamt 487 Sitzen eine sogenannte Deutschland-Koalition aus SPD, Union und FDP ab. Eine Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP käme auf 449 Sitze, ein rot-grün-rotes Linksbündnis auf 398 Sitze. Die vierte Option, eine von der Union geführte sogenannte Jamaika-Koalition mit Grünen und FDP, käme laut Forsa auf 444 Sitze.

Armin Laschet verliert deutlich an Zustimmung

Im Ranking der Spitzenpolitiker gewinnt einzig SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hinzu (plus sieben Punkte im Vergleich zum Juni). Größter Verlierer ist mit einem Minus von elf Punkten der Kanzlerkandidat der Union, Armin Laschet. Bei diesem Ranking geben die Befragten an, bei welchen Politikern sie das Land "in guten Händen" sehen. Laschet liegt hier laut Forsa nun auf Rang elf, hinter dem CDU-Politiker Friedrich Merz und knapp vor SPD-Vize Kevin Kühnert. Scholz kommt auf Platz drei, knapp hinter CSU-Chef Markus Söder und deutlich hinter Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Auch in den Umfragen anderer Institute hatte die SPD zuletzt hinzugewonnen und die Grünen teils deutlich überholt. Zuletzt hatte das Insa-Institut im Sonntagstrend für die Bild am Sonntag Union und SPD bereits gleichauf gesehen.  

Grundsätzlich spiegeln Wahlumfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang. Sie sind außerdem immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten.

Bundestagswahl 2021 - Olaf Scholz im Kanzlerkandidatencheck Arbeitsminister, Finanzminister, Vizekanzler – Bundeskanzler? In Wahlumfragen liegt die SPD um Spitzenkandidat Olaf Scholz vorn. Wer er ist und wofür er steht, im Video. © Foto: Sean Gallup/Getty Images