Kaum eine Küche nimmt es mit der Authentizität so genau wie jene zwischen Mailand und Palermo. Zu Recht? In seinem Buch Mythos Nationalgericht behauptet der italienische Historiker Alberto Grandi, die Küche seiner Heimat in ihrer heutigen Form sei keine fünfzig Jahre alt und der einzig echte Parmesan werde nur noch in Wisconsin hergestellt. Dass Nudeln nicht in Italien, sondern China zuerst auftauchten, ist kein Geheimnis mehr. Zum Grundnahrungsmittel wurden sie Grandi zufolge durch seine in die USA emigrierten Landsleute. Das dürfte Natasha Bull gefallen, schließlich sind Pastarezepte das Kerngeschäft der in Kanada lebenden Foodbloggerin, und zwar in amerikanisierter Form. Nachdem sie eine Zeit lang für die Regierung arbeitete, gründete sie 2015 den Blog Salt & Lavender, mit Comfort Food und unkomplizierten Feierabendrezepten, die ohne lange Zutatenlisten auskommen. "Ich maße mir nicht an, authentisch italienisch zu kochen", sagt die 39-Jährige. "Zumal es so viele verschiedene Regionen gibt und alle sich streiten, wer was erfunden hat." Bei dem Rezept, das sie mit uns teilt, werden sonnengetrocknete Tomaten mit kurzen Nudeln kombiniert. Die Basis ist Weißwein, der sich aber auch durch Brühe ersetzen lässt, hinzu kommen Knoblauch, Zitronensaft und Parmesan. Wer mag, fügt noch Shrimps oder Hähnchen dazu, auch Tofu ist denkbar. Die Frage, ob sie schon mal in Italien war, verneint Bull mit Bedauern: "So langsam wird es aber mal Zeit."