Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 29/2022.

"Das bin ich: Nora." Mein Papa trat durch die Wohnzimmertür und lächelte schüchtern. In einem blauen Blümchenkleid, sommerlichen Sandalen und einer dunkelbraunen Perücke stand sie da. Das war sie also: Die Frau, die mein Papa schon immer war. Und von der ich 22 Jahre meines Lebens nichts wusste. Vier Wochen waren vergangen, seit mein Papa meinem Bruder und mir erzählt hatte, dass er – nein, dass sie – sich schon seit der Kindheit wünschte, eine Frau zu sein. Und dass diese Frau auf den Namen Nora hört. Für meinen Papa begann mit diesem Moment ein neues Leben, und in meines trat ein Mensch, den ich bisher noch nicht kannte.