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Exklusiv: Impfstoff-Gespräche mit Russland stocken: Sputnik-Deal „eigentlich tot“

Die Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und der russischen Seite über den Impfstoff Sputnik V sind ins Stocken geraten

Die Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und der russischen Seite über den Impfstoff Sputnik V sind ins Stocken geraten

Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Stehen die Impfstoff-Verhandlungen mit Moskau kurz vor dem Aus?

Nach BILD-Informationen aus Verhandlungskreisen geraten die Gespräche zwischen der deutschen Taskforce Impfstoffproduktion und der russischen Seite über einen möglichen Kauf des Sputnik-Vakzins immer mehr ins Stocken.

Denn: Die Russen könnten – wenn überhaupt – viel zu spät liefern. Und sind von den Anforderungen für eine Zulassung in der EU mächtig überfordert!

Wie BILD aus Kreisen der Taskforce erfuhr, der Vertreter des Gesundheits-, Wirtschafts- und Finanzministeriums angehören, werde die russische Seite den Impfstoff sehr wahrscheinlich weder im Juni noch im Juli liefern können. Grund: Probleme bei der Rohstoff-Beschaffung!

Weiteres Hindernis: Wenn die Russen den Impfstoff Sputnik V im Sommer überhaupt an Deutschland liefern könnten, müsste das zulasten der an Indien vorgesehenen Lieferungen passieren. Diese müssten gekürzt werden.

Aus Regierungskreisen heißt es dazu: „Damit sind angesichts der Lage in Indien Lieferungen im Juni so oder so absolut undenkbar.“

Danach wäre Deutschland aufgrund der immer höheren Liefermengen anderer Impfstoffe nicht mehr auf Sputnik angewiesen.

Doch auch die Zulassung des Sputnik-Impfstoffs durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA ist noch alles andere als sicher. Nach BILD-Informationen sind die Anforderungen des Zulassungsprozesses deutlich höher als von Moskau erwartet.

Aus der deutschen Taskforce heißt es ernüchtert: „Das Ding ist eigentlich tot, aber wer sagt es Söder und Schwesig?“

Gemeint sind der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (54, CSU) und die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern , Manuela Schwesig (46, SPD), die sich für die Beschaffung des russischen Impfstoffs stark gemacht hatten.

Schwesig hatte sogar ihr Gesundheitsministerium angewiesen, mit den Russen über die Beschaffung von 1 Mio. Impf-Dosen zu verhandeln – und das, obwohl die Impfstoff-Beschaffung eigentlich Sache der Bundesregierung ist.

Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (45, CDU) hatte bei seinem Besuch in Moskau voreilig verkündet, dass der Bund 30 Millionen Sputnik-Dosen erwerben wolle.

Aus der Bundesregierung sowie der EU hatte es zuletzt kritische Stimmen zum Russen-Impfstoff gegeben. Als Probleme machte man nicht nur die ungewissen Lieferzeiten aus, sondern auch die schlechten Datenlage. Den Zulassungsbehörden wurden noch keine Studien über Wirkungen und Nebenwirkungen vorgelegt, die europäischen Standards entsprechen.

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