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Seit 1916 im Einsatz

Warum im Krieg auch Panzer aus Holz oder Gummi wichtig sein können

Von Johann Althaus
Veröffentlicht am 06.05.2024Lesedauer: 5 Minuten
An inflatable dummy tank modelled after the M4 Sherman during Operation Fortitude, Southern England, United Kingdom, 1944. It was used to confuse German intelligence in two ways: first, by making it seem that the Allies had more tanks than they did; and second, to hide and downplay the importance of the location of their real tanks in order to make it seem that the invasion would not occur at Normandy. (Photo by Galerie Bilderwelt/Getty Images) Getty ImagesGetty Images
Eine Panzerattrappe in Südengland im Frühjahr 1944. Der Knick der Wanne orientiert sich am US-Modell „Sherman"Quelle: Getty Images

Kampffahrzeuge auf Ketten prägten viele Kriege des 20. Jahrhunderts. Doch von Anfang an gab es auch „Dummies“, die nur so taten, als seien sie Panzer. Ihr Wert ist dennoch gewaltig, weshalb alle Seiten sie nutzten und bis heute einsetzen.

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Die Ehrung kam spät, aber wenigstens für John M. Christman, Seymour Nussenbaum und „Bernie“ Bluestein nicht zu spät. Obwohl die drei letzten Veteranen des 603. Pionierbataillons der US Army allesamt schon ihren hundertsten Geburtstag hinter sich hatten, konnten sie im Frühjahr 2024 die unter dem Sammelbegriff „Ghost Army“ ihrer und vergleichbarer Einheiten gewidmete Goldmedaille des US-Kongresses noch entgegennehmen.

Eine überfällige Ehrung. Denn zwar ist die Geschichte ihrer täuschend echt wirkenden Lastwagen und Panzer aus Gummi sowie weiterer trickreicher Einfälle seit Jahrzehnten gut bekannt, doch wird ihre Bedeutung im Zweiten Weltkrieg immer noch unterschätzt.

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So hatten die beiden wichtigsten Täuschungsoperationen, „Fortitude North“ und „Fortitude South“, im ersten Halbjahr 1944 erhebliche Bedeutung für den Erfolg der alliierten Invasion in der Normandie 1944. Und auch während des anschließenden Kampfes auf dem europäischen Festland spielten die vermeintlichen Panzereinheiten eine erhebliche Rolle, die Wehrmacht zu verwirren und ihre ohnehin massiv unterlegenen Kräfte zu weit zu verteilen.

Allerdings waren die Gummipanzer des 603. US-Bataillons zwar zweifellos die qualitativ besten, aber beileibe nicht die ersten derartigen Täuschobjekte. Das zeigt der Blick zurück in die früheren Jahre des Zweiten und sogar des Ersten Weltkrieges. Denn falsche Panzer sind fast genauso alt wie die Panzerwaffe selbst.

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Zum ersten Mal zum Einsatz kamen „Tanks“, so der von dem Tarnbegriff während der Entwicklung abgeleitete Name der neuen Waffe, in der Schlacht an der Somme. Am 15. September 1916 kurz vor sechs Uhr morgens krochen riesige, seltsam geformte Fahrzeuge des Typs Mark I mit umlaufenden Ketten direkt nordwestlich des völlig zerschossenen Dorfes Combles auf die Hauptkampflinie zu.

Mit einer Spitzengeschwindigkeit von gerade sechs Kilometern pro Stunde fuhren sie über das Niemandsland; der Stacheldrahtverhau, der bis dahin jeden Vorstoß von Infanterie verlangsamt hatte, wurde einfach niedergewalzt. Panik brach in den deutschen Schützengräben aus.

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Eine „Tank"-Attrappe aus Holz wird im September 1916 hinter dem Schlachtfeld an der Somme gebautQuelle: Wikimedia / Public Domain

Britische Fotos, die zum Bestand des Imperial War Museum in London gehören, zeigen, dass schon zu dieser Zeit auch „Dummy“-Panzer aus Holz gebaut wurden. Vermutlich sollten sie den psychologischen Effekt auf die feindlichen Soldaten ausnutzen, denn sie verfügten über Räder, offenbar von Motorrädern.

Allerdings war der erste Einsatz von (echten) Panzern kein durchschlagender Erfolg: Von den 27 Kampfwagen, die am Morgen des 15. September 1916 bei Combles die deutschen Linien erreicht hatten, fiel bis zum späten Vormittag mehr als die Hälfte improvisierten Gegenangriffen zum Opfer; die übrigen waren ausnahmslos wenigstens leicht beschädigt. Von nennenswertem Nutzen der ersten „Dummies“ ist gar nichts bekannt.

circa 1925: Two dummy tanks being pushed along a road by German soldiers. (Photo by Hulton Archive/Getty Images) Getty ImagesGetty Images
„Panzer" in Handbetrieb: Reichswehrsoldaten 1925 bei einer taktischen Übung mit AttrappenQuelle: Getty Images

Mit Panzerattrappen übten in den 1920er-Jahren Testverbände der Reichswehr. Denn echte Kettenfahrzeuge waren dem 100.000-Mann-Heer der Weimarer Republik durch den Versailler Vertrag verboten. Zwar wich man ab 1927 darauf aus, auf dem Truppenübungsplatz Kama bei Kasan, etwa 720 Kilometer Luftlinie östlich von Moskau, Tests mit umgebauten landwirtschaftlichen Maschinen als Selbstfahrlafetten zu machen. Später kamen die ersten Prototypen von Panzern hinzu, der „Großtraktor“ und der „Leichttraktor“. Doch in Deutschland war derlei unmöglich, weshalb taktische Übungen mit „Dummies“ absolviert werden mussten.

Tatsächliche Attrappen kamen wieder im Frühjahr 1940 zum Einsatz. Die British Expeditionary Force, das ab Mitte September 1939 nach Nordostfrankreich verlegte Kontingent der britischen Berufsarmee, verfügte zwar über mehr als 700 Kampfpanzer der Typen Mark VI, „Cruiser“ und „Matilda“ I oder II. Zusammen mit den fast 4000 französischen gepanzerten Kettenfahrzeuge in Einsatzverbänden sowie 300 belgischen und niederländischen war man der Wehrmacht (2500 Panzer) deutlich überlegen. Dennoch ließen findige britische Offiziere in der Zeit des „Sitzkrieges“ von Oktober 1939 bis zum 9. Mai 1940 zusätzlich Holzmodelle von Panzern bauen und meist unter Bäumen aufstellen: Sie sollten deutsche Aufklärer verwirren.

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Einen erkennbaren Effekt hatten sie allerdings nicht. Der Durchbruch durch die Ardennen, der „Sichelschnitt“, und der taktisch schlechte Einsatz der alliierten Panzer ließen die zahlenmäßig und bis auf die knapp 700 Panzer III und IV auch technisch unterlegenen deutschen Verbände klar siegen.

Zehn Monate später setzte der in Frankreich erfolgreiche Panzergeneral Erwin Rommel in Nordafrika auf Attrappen. Weil seine beiden Divisionen, die 5. leichte und die 15. Panzer-Division, erst teilweise in Tripolis angekommen waren, er aber rasch einen Erfolg wollte, verfiel er auf ein gewagtes Manöver.

Rommel ließ aus Holz und Blech entfernt an Panzer erinnernde Attrappen bauen, die auf die Fahrgestelle von Autos gesetzt wurden. Diese Fahrzeuge ließ er an den Rändern und vor allem in der zweiten und dritten Reihe des Aufmarsches seiner Verbände rollen. Zusätzlich fuhren Lastwagen, die Planen hinter sich herzogen. All das wirbelte viel Wüstensand auf und erzeugte den Eindruck einer riesigen Streitmacht, die auf den nur noch schwach besetzten britischen Stützpunkt El Agheila zurolle. Am 25. März 1941 zogen sich die wenigen verbliebenen gegnerischen Truppen aus dem Küstenort zurück. Täuschung hatte gesiegt.

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Britische Panzerattrappen in Nordafrika 1942Quelle: Wikimedia / Public Domain

Allerdings nutzte die britische 8. Armee die gleiche Idee: Während der Operationen „Battleaxe“ (Juni 1941) und „Crusader“ (November 1941 bis Januar 1942) setzte sie ebenfalls auf Fake-Panzer, um die eigene Stärke übertrieben darzustellen. Auch im Vorfeld der großen Schlacht um El Alamein (Oktober / November 1942) verwirrten „Dummies“ die deutsche Aufklärung.

Ihren wichtigsten Einsatz hatten Panzerattrappen 1944 im Vorfeld der Invasion und bei den anschließenden Kämpfen auf dem Kontinent. Obwohl die US Army über nahezu unbegrenzte Reserven verfügte, erwiesen sich die Täuschfahrzeuge der „Ghost Army“ als nützlich.

Doch auch die Wehrmacht setzte wieder auf solche Fakes – besonders gern übrigens auf bei alliierten Soldaten besonders gefürchteten Modellen „Panther“ und „Tiger“ nachempfundene „Dummies“. Viele von ihnen wurden durch alliierte Erdkampfflugzeuge zerstört. Doch die materielle Überlegenheit der westlichen Truppen war so enorm, dass diese Einsätze gegen Scheinziele das Kräfteverhältnis nicht nennenswert beeinflussten.

Auch nach 1945 blieben Panzerattrappen im Einsatz. Im Kalten Krieg verwendete die US Army zum Beispiel aufblasbare „Dummies“ des M-47 „Patton“. Die ukrainische Armee setzt seit Beginn des russischen Angriffskrieges zahlreiche Nachbildungen des T-72 und des T-80 ein; jedoch verfügen auch Putins Truppen über ähnliche Täuschungen. Die US Army schließlich hat Attrappen ihres Kampfpanzers M-1 „Abrams“ im Arsenal, die sogar Infrarot-gesteuerte Lenkflugkörper und Drohnen täuschen können. Die „Ghost Army“ kämpft weiter, und das auf fast allen Seiten.


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