Svoboda | Graniru | BBC Russia | Golosameriki | Facebook
BBC RussianWELTGo!
Ihr KI-Assistent für alle Fragen
Ihr KI-Assistentfür alle Fragen und Lebenslagen

| Content Presenting

Anzeige
Filmpionier Oskar Fischinger

Man nannte ihn den Zauberer der Friedrichstraße

Von Gesine Borcherdt
Veröffentlicht am 08.05.2024Lesedauer: 4 Minuten
Oskar Fischinger (1900–1967)
Oskar Fischinger (1900–1967)Quelle: picture alliance/Sammlung Richter

Er war ein Pionier des Experimentalfilms, des Musikvideos und Werbe-Clips. Von den Nazis aus Berlin vertrieben, arbeitete Oskar Fischinger in Hollywood für die großen Studios. Warum er auch zur Avantgarde der modernen Kunst gehört, das zeigen seine frühen Bilder.

Anzeige

Vor rund 90 Jahren erfand er mit seinen damals wie magisch wirkenden Trickfilmen, in denen geometrische Formen irrlichternde Tänze aufführen, die ersten Musikvideos. Heute könnten sie auf Techno-Festivals wie auf TikTok begeistern. Er war ein Vorreiter von Pop-Art, Computeranimation und Videogame-Ästhetik.

Seine Spielart des „Absoluten Films“ verzauberte nicht nur Bauhaus-Künstler wie Lyonel Feininger und László Moholy-Nagy, sondern auch ein breites Publikum. Doch der Name Oskar Fischinger ist heute kaum bekannt.

Anzeige

In Berlin, wo Fischinger mit seiner Frau Elfriede ein Studio betrieb, galt er als „Zauberer der Friedrichstraße“, der mit seinen Spezialeffekten alle anderen ausstach: Für Fritz Langs Stummfilm „Frau im Mond“ ließ er 1929 eine Rakete aufsteigen, ohne zu ahnen, dass solche Dinger eines Tages tatsächlich ins All fliegen würden.

Fischinger ließ Zigaretten marschieren

Im Jahr 1933 präsentierte er mit „Kreise“ einen der ersten, mit klassischer Musik unterlegten, abstrakten Farbfilme überhaupt – die Zuschauer gingen für diesen halluzinativen Sog genauso gern ins Kino wie ein Jahr später für die berühmten Muratti-Zigaretten, die Fischinger zu Ballettmusik durchs Brandenburger Tor marschieren ließ und so den animierten Werbefilm in Farbe erfand.

Anzeige

Und er entwarf „Komposition in Blau“, wofür er erstmals mit dreidimensionalen Gegenständen arbeitete: Holzstücke und Kartons auf einem Tisch bewegten sich scheinbar selbstständig zu Musik, ähnlich wie später bei „Optical Poem“, einem Auftragsfilm für Metro-Goldwyn-Mayer (MGM): Farbig bemalte Schablonen klebte Fischinger an Nylonfäden, die er vor der Kamera schwenkte, was auf der Leinwand aussah wie eine astrale Zauberwelt.

Doch so viele Filme im Fremdauftrag entstanden, so sehr war Oskar Fischinger voll und ganz Künstler, der auch im Alltag ständig in Formen und Farben dachte und daran, welche Klänge zu ihnen passten. 1936 verließ er Berlin für Hollywood, weil er nach seiner Ehrung auf der Biennale von Venedig den Nazis ein Dorn im Auge war.

Dort arbeitete er für Paramount, wo Ernst Lubitsch Produktionschef war, dann für MGM und später in einem Knebel-Vertrag für Disney, was seine Kreativität enorm einengte, bis der Angriff auf Pearl Harbour alle deutschen Migranten aus den Studios katapultierte. Von da an malte er nur noch Bilder – und zwar von frühmorgens bis spätabends, bis er 1967 mit 66 Jahren starb.

Berliner Galerie Berinson zeigt Fischingers Gouachen

Wie obsessiv, erfinderisch, technisch begabt und fantasievoll Fischinger war, erfährt man durch die wunderbaren und hochpräzisen Erinnerungen seiner Witwe (die auch seine Cousine war) in dem Dokumentarfilm „Musik für die Augen“, der 2023 herauskam. Und es ist kaum zu glauben, dass erst jetzt erstmals eine Fischinger-Ausstellung in Berlin stattfindet – dort, wo alles begann und eine museale Präsentation dieses Ausnahmekünstlers längst überfällig ist.

Die Galerie Berinson zeigt 22 von 271 knallfarbigen, quadratischen Kompositionen auf Papier, die Fischinger 1934 für seinen Film „Squares“ verwendete: eine halluzinative Op-Art-Animation auf 35-Millimeter-Film, die ohne Musik entstand und ebenfalls in der Schau zu sehen ist.

Oskar Fischinger, „Square“, 1934, Gouache auf Papier
Oskar Fischinger, „Square“, 1934, Gouache auf PapierQuelle: Oskar Fischinger / VG Bildkunst Bonn
Oskar Fischinger, „Square“, 1934, Gouache auf Papier
Oskar Fischinger, „Square“, 1934, Gouache auf PapierQuelle: Oskar Fischinger / VG Bildkunst Bonn

Es ist die erste Galeriepräsentation Fischingers in Deutschland, und zugleich eine, die seine „Filmvorlagen“ als das zeigt, was sie sind: eigenständige Kunstwerke. So wie alles, was er gestaltete, Kunst war, auch wenn ihm dieser Gedanke als gelernter Orgelbauer, Ingenieur und Animationsfilmer vorerst fremd gewesen sein mag.

Erstaunlicherweise war Fischingers bisher einzige Ausstellung in Deutschland 1993 eine Retrospektive im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt/Main, während das New Yorker Whitney Museum 2012 seine „Raumlichtkunst“ als „eine der ersten Multimedia-Projektionen überhaupt“ präsentierte und ihn damit in den Kontext der Gegenwartskunst holte.

Obwohl sich vereinzelte Gemälde und Filmvorlagen – darunter eine Gouache für „Squares“ – im Museum of Modern Art und im Guggenheim Museum von New York befinden, deren Gründungsdirektorin Hilla Rebay Fischinger finanziell unterstützte (zumindest bis er mit seinen Gemälden anfing), gibt und gab es keinen Markt für sein musikalisch-visuelles Gesamtwerk: Fischinger, der seine Erfindungen nie patentieren ließ und laut der Witwe im Film sagte, „Was ich erfinde, gehört der Masse“, lebte von der Hand in den Mund.

Die betörend leuchtenden Quadratbilder, die nun bei Berinson zu sehen und zu kaufen sind, wurden von Angehörigen in den 1960er-Jahren in Fischingers Elternhaus im hessischen Gelnhausen gefunden. Es ist ein Glücksfall, dass Hendrik Berinson, dessen Galerie mit raren, hochwertigen Präsentationen von Kunst des 20. Jahrhunderts kompromisslos am Mainstream vorbeiarbeitet, über einen Antiquar in Los Angeles an die Bilder kam.

Sie stammen teils aus dem Nachlass von Fischingers Tochter und teils aus dem Bestand des Center for Visual Music in Los Angeles. Die Gouachen für „Squares“, oder, wie der Film wohl ursprünglich hieß, „Quadrate“, kehren somit nach Berlin zurück. In ihrer poppigen, coolen und verspielten Qualität zeigen die Gemälde, wie sehr Oskar Fischinger seiner Zeit voraus war.


Mehr aus dem Web

Neues aus der Redaktion

Auch interessant

Mehr zum Thema
a",toUnblock:!0}},{trafficTypes:["ADBLOCK"],rule:{selector:"#st-ad a.banner",toUnblock:!0}}],playerContainer:[{trafficTypes:["ADBLOCK","PM"],rule:{selector:"#videowrapper_0",toUnblock:!0}}]}}},pm:{v1:{network:{script:[],image:[],video:[],iframe:[],xhr:[],css:[{trafficTypes:["ADBLOCK","PM"],rule:{urlRegExp:"https?://[^/]*primis.tech.*primisslate.css",method:".*",toUnblock:!0}}],all:[]},dom:{hiddenElement:[],blockedBackgroundImage:[],iframe:[],anchor:[],playerContainer:[]}}},vm:{v1:{network:{script:[],image:[],video:[],iframe:[],xhr:[],css:[],all:[]},dom:{hiddenElement:[],blockedBackgroundImage:[],iframe:[{trafficTypes:["ADBLOCK","PM"],rule:{specialCharacteristic:"outside",attributeKey:"id",attributeValueRegExp:"^\\d{22}$",toUnblock:!0}}],anchor:[],playerContainer:[]}}}}},n=W.location.protocol+"//"+kh("mxeelh1gh",-3),w=qh("c3ByaW5nZXI="),p=qh("d2VsdA=="),_=0,G="",x=new RegExp("^(?!.*)","i"),z="main",Q="video",I="testIframe",O="MKOTA"+qh("YWRmX2lnbm9yZQ=="),h=Fh(),t=new RegExp("googlebot/|Googlebot-Mobile|Googlebot-Image|Google favicon|Mediapartners-Google|bingbot|slurp|java|wget|curl|Commons-HttpClient|Python-urllib|libwww|httpunit|nutch|phpcrawl|msnbot|jyxobot|FAST-WebCrawler|FAST Enterprise Crawler|biglotron|teoma|convera|seekbot|gigablast|exabot|ngbot|ia_archiver|GingerCrawler|webmon |httrack|webcrawler|grub.org|UsineNouvelleCrawler|antibot|netresearchserver|speedy|fluffy|bibnum.bnf|findlink|msrbot|panscient|yacybot|AISearchBot|IOI|ips-agent|tagoobot|MJ12bot|dotbot|woriobot|yanga|buzzbot|mlbot|yandexbot|purebot|Linguee Bot|Voyager|CyberPatrol|voilabot|baiduspider|citeseerxbot|spbot|twengabot|postrank|turnitinbot|scribdbot|page2rss|sitebot|linkdex|Adidxbot|blekkobot|ezooms|dotbot|Mail.RU_Bot|discobot|heritrix|findthatfile|europarchive.org|NerdByNature.Bot|sistrix crawler|ahrefsbot|Aboundex|domaincrawler|wbsearchbot|summify|ccbot|edisterbot|seznambot|ec2linkfinder|gslfbot|aihitbot|intelium_bot|facebookexternalhit|yeti|RetrevoPageAnalyzer|lb-spider|sogou|lssbot|careerbot|wotbox|wocbot|ichiro|DuckDuckBot|lssrocketcrawler|drupact|webcompanycrawler|acoonbot|openindexspider|gnam gnam spider|web-archive-net.com.bot|backlinkcrawler|coccoc|integromedb|content crawler spider|toplistbot|seokicks-robot|it2media-domain-crawler|ip-web-crawler.com|siteexplorer.info|elisabot|proximic|changedetection|blexbot|arabot|WeSEE:Search|niki-bot|CrystalSemanticsBot|rogerbot|360Spider|psbot|InterfaxScanBot|Lipperhey SEO Service|CC Metadata Scaper|g00g1e.net|GrapeshotCrawler|urlappendbot|brainobot|fr-crawler|binlar|SimpleCrawler|Livelapbot|Twitterbot|cXensebot|smtbot|bnf.fr_bot|A6-Indexer|ADmantX|Facebot|Twitterbot|OrangeBot|memorybot|AdvBot|MegaIndex|SemanticScholarBot|ltx71|nerdybot|xovibot|BUbiNG|Qwantify|archive.org_bot|Applebot|TweetmemeBot|crawler4j|findxbot|SemrushBot|yoozBot|lipperhey|y!j-asr|Domain Re-Animator Bot|AddThis|unknown|ysearch|web spider|Oberforstmeister|BingPreview|PhantomJS|misc crawler","i"),Y=$(n),i={consentString:"",gdprApplies:"1"};if(W.callNextAdTag=null,ah(W.uwbih795Rnd,o),-1===W.location.search.indexOf("forceVideoOn=true")){if(t.test(h))return;if(100<=zh(100*yh()))return}W.addEventListener("message",function(h){var t=h&&h.data;if(t&&t.to===Q){var o,e,i,l,n,w=h.source,h=t.message&&t.message.type,r=t.message&&t.message.value;switch(h){case"noAdNoContent":if("iframeAgent"!==t.from)return;Z(r);break;case"loadVideoTag":if(t.from!==z)return;switch(a){case"toBePrepared":d.push({videoTagParameters:r,caller:w}),e=w,a="preparing",i=T(null,null,(o=r).currentTrafficTypes.join(","),!0),l=null,(n=new XMLHttpRequest).onload=function(){if(n.response&&"json"===n.responseType)if("// ad tag error"===n.response.content)l="Ad tag error";else{var h,t;for(a="prepared";0>>18&63]+t[l>>>12&63]+t[l>>>6&63]+t[63&l]}var n=h.length%3;if(0