Altkanzler Gerhard Schröder (77) verliert alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in seinem Bundestagsbüro. „Ich kann bestätigen, dass die vier Mitarbeiter in dem Büro gebeten haben, wieder in anderen Funktionen zu arbeiten“, sagt Albrecht Funk aus dem Büro auf Anfrage. Alle sind formal beim Kanzleramt angestellt und werden nun an anderer Stelle beschäftigt. Zuerst hatte „The Pioneer“ berichtet.
Demnach wirft Funk, der mehr als 20 Jahre sein Büroleiter und Redenschreiber war, Schröder fehlende Distanzierung zu Russlands Präsident Wladimir Putin vor, der am vergangenen Donnerstag eine Invasion in die Ukraine gestartet hat. Von Schröder und seinem Büro war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Schröder weigert sich trotz entsprechender Aufforderungen auch der SPD-Spitze, seine Posten bei russischen Energiekonzernen abzugeben. Ende Januar warf er der Ukraine „Säbelrasseln“ vor. Wörtlich sagte er in seinem Podcast „Die Agenda“: „Ich hoffe sehr, dass man endlich auch das Säbelrasseln in der Ukraine wirklich einstellt.“ Am Donnerstag hatte er die Regierung in Moskau auf LinkedIn zwar aufgefordert, den Krieg in der Ukraine schnellstmöglich zu beenden. Von persönlichen Konsequenzen war aber nicht die Rede.
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Am Samstag hatte sich auch der neue SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil öffentlich von Schröder distanziert. Er rief Schröder dazu auf, seine geschäftlichen Beziehungen zu Putin zu beenden. Er erwarte in diesen Tagen auch ein klares Verhalten von Schröder, schrieb Klingbeil auf Facebook.
„Zu Recht hat er den völkerrechtswidrigen Krieg in der Ukraine verurteilt. Aber: Dieser Krieg geht einzig und allein von Putin aus.“ Und deshalb könne es nur eine logische Schlussfolgerung geben: „Mit einem Aggressor, mit einem Kriegstreiber wie Putin macht man keine Geschäfte. Als Bundeskanzler a.D. handelt man nie komplett privat. Schon gar nicht in einer Situation wie der jetzigen. Es ist deswegen überfällig, die geschäftlichen Beziehungen zu Putin zu beenden. Das erwarte ich unmissverständlich.“
Für Personalausgaben im Büro von Schröder sind im vergangenen Jahr 407.000 Euro aus der Staatskasse geflossen. Das geht aus einer Antwort des Kanzleramts auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, über die zuerst das „Handelsblatt“ berichtete. Die Ausgaben beträfen die Bezahlung der Mitarbeiter in Schröders Büro.