Wahlsieger Milei
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Es ist ein Erdrutschsieg: Mit einem Vorsprung von knapp zwölf Prozent vor Regierungskandidat Sergio Massa wählen die Bürgerinnen und Bürger den selbst ernannten »Anarchokapitalisten« Javier Milei in der Stichwahl zum Präsidenten. Der exzentrische Wirtschaftswissenschaftler war erst 2021 in die Politik eingestiegen. Vor allem junge Argentinier, die von der politischen Klasse ihres Landes enttäuscht sind, folgten ihm.
Seinen Siegeszug verdankt Milei vor allem den sozialen Medien, die seine Unterstützer mit witzigen Memes und kurzen Videos fütterten. Er versprach, den Staat auf ein Minimum zu verkleinern, zahlreiche Ministerien und die Zentralbank abzuschaffen. Landeswährung solle der Dollar werden – um die Inflation, die 2023 zeitweise über 140 Prozent betrug, zu bekämpfen. Die politische Klasse verhöhnte er als »Kaste«, die nur ihre eigenen Privilegien bewahren wolle. International sucht Milei den Schulterschluss mit den USA und Israel, als Vizepräsidentin hat er die Tochter eines Generals berufen, die die Gräueltaten aus der Zeit der Militärdiktatur relativiert.
Schon wenige Tage nach seiner Wahl deutete sich indes an, dass sich Milei als Präsident mäßigen wird: Er ließ durchblicken, dass die Argentinier mindestens eineinhalb Jahre mit einer hohen Inflation leben müssten, auch die Einführung des Dollar als offizielles Zahlungsmittel werde auf sich warten lassen. Milei ist vor der Stichwahl ein Bündnis mit den etablierten konservativen Politikern Patricia Bullrich und Ex-Präsident Mauricio Macri eingegangen. Bullrich war im ersten Wahlgang auf dem dritten Platz gelandet. Ihnen hat er seinen Sieg in der Stichwahl zu verdanken. Als Gegenleistung machte er Bullrich nun zur Sicherheitsministerin, während Macri in der Regierung die Fäden zieht. Die Frage ist, wie das bei jenen Anhängern ankommt, die sich von Milei einen radikalen Wandel versprochen haben.
