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Ermittlungen des Generalbundesanwalts Mutmaßliche russische Saboteure in Bayern verhaftet

Nach SPIEGEL-Informationen hat die Polizei in Bayreuth zwei mutmaßliche Spione festgenommen. Sie sollen im Auftrag Russlands US-Stützpunkte ausgespäht und Anschläge auf militärische Transportwege geplant haben. Im Visier: die deutsche Ukrainehilfe.
US-Soldaten auf dem Truppenübungsplatz im bayerischen Grafenwöhr (2022)

US-Soldaten auf dem Truppenübungsplatz im bayerischen Grafenwöhr (2022)

Foto: U.S. Army / ZUMA Press Wire Service / picture alliance

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Deutschland steht vor einer neuen Spionageaffäre: Nach SPIEGEL-Informationen hat Generalbundesanwalt Jens Rommel zwei mutmaßliche Agenten festnehmen lassen, die im Auftrag des russischen Geheimdiensts Sabotageaktionen in Deutschland geplant haben sollen. Wie der SPIEGEL aus Ermittlerkreisen erfuhr, erfolgte der Zugriff am Mittwochvormittag im bayerischen Bayreuth durch Spezialeinsatzkräfte der Polizei.

Bei dem Hauptbeschuldigten handelt es sich um den 39-jährigen Deutschrussen Dieter S. aus Bayern. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm unter anderem geheimdienstliche Agententätigkeit, Agententätigkeit zu Sabotagezwecken sowie das »sicherheitsgefährdende Abbilden« militärischer Einrichtungen vor.

Nach Überzeugung der Ermittler tauschte sich Dieter S. seit Oktober 2023 mit Verbindungsleuten des russischen Geheimdiensts über Sabotageaktionen in Deutschland aus. Dabei soll er sich bereit erklärt haben, Brand- und Sprengstoffanschläge auf militärisch genutzte Infrastruktur, Rüstungsbetriebe und Industriestandorte zu verüben.

Im Fokus hätten dabei unter anderem Verkehrswege gestanden, die für den Transport von Militärgütern genutzt werden. Ziel der geplanten Anschläge sei letztlich gewesen, die deutsche Unterstützung für die Ukraine zu unterminieren.

US-Gefechtsübung auf dem Trainingsgelände in Grafenwöhr (Dezember 2022)

Foto: U.S. Army / ZUMA Press Wire Service / picture alliance

Den Ermittlungen zufolge soll Dieter S. auch Einrichtungen des US-Militärs in Deutschland ausgekundschaftet und fotografiert haben. Entsprechendes Bildmaterial habe er seinen russischen Auftraggebern übermittelt. Beim Ausspähen soll der mutmaßliche Spion von dem 37-jährigen Deutschrussen Alexander J. unterstützt worden sein, dem die Bundesanwaltschaft nun ebenfalls geheimdienstliche Agententätigkeit vorwirft. Auch J. wurde am Mittwoch in Bayreuth festgenommen.

Nach SPIEGEL-Informationen gehörten zu den ausspionierten Militärobjekten Einrichtungen der US-Streitkräfte im bayerischen Grafenwöhr. Dort befindet sich unter anderem ein bedeutender Truppenübungsplatz, auf dem die US-Armee ukrainische Soldaten ausbildet – etwa an Abrams-Kampfpanzern.

Amerikanische Abrams-Panzer auf dem Weg nach Grafenwöhr – dort werden ukrainische Soldaten an dem Kriegsgerät geschult

Foto: Spc. Christian Carrillo / DVIDS / U.S. Army / dpa

Der mutmaßliche Haupttäter Dieter S. ist für die deutschen Sicherheitsbehörden kein Unbekannter: Zwischen 2014 und 2016 soll der Deutschrusse einer Miliz der von russischen Separatisten in der Ostukraine proklamierten »Volksrepublik Donezk« angehört haben.

Die Einheit wird von der deutschen Justiz nach SPIEGEL-Informationen inzwischen als Terrororganisation eingestuft – weshalb Dieter S. zusätzlich der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland beschuldigt wird. Da er offenbar auch über eine Schusswaffe verfügte, hat die Bundesanwaltschaft zudem Ermittlungen wegen des Verdachts auf Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat gegen ihn eingeleitet.

Nach SPIEGEL-Informationen wurden Dieter S. und sein mutmaßlicher Helfer Alexander J. noch am Mittwoch nach Karlsruhe gebracht. Gegen S. wurde Untersuchungshaft verhängt, J. soll am Donnerstag einem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden. Für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen waren ihre Verteidiger zunächst nicht zu erreichen.