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Schauspielerin Schygulla 2023 in ihrer Pariser Wohnung

Schauspielerin Schygulla 2023 in ihrer Pariser Wohnung

Foto: Dmitrij Leltschuk / DER SPIEGEL

Schauspielerin Hanna Schygulla »Das ist das Problem meines Lebens geworden: Ich bin nicht genug«

Ein Kochtopf erinnert Hanna Schygulla daran, wie es sich anfühlt, ein Flüchtlingskind zu sein. Sie erzählt von der Wut des Vaters und der Verzweiflung der Mutter. Und von der lebenslangen Sehnsucht, ihre Eltern glücklich zu machen.
Aufgezeichnet von Annette Goos und Hauke Goos aus DER SPIEGEL 17/2024

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Hanna Schygulla, Jahrgang 1943, wurde durch die Filme von Rainer Werner Fassbinder zu einer der bekanntesten Schauspielerinnen Deutschlands. Insgesamt war sie in mehr als 100 Film- und Fernsehrollen zu sehen. Sie lebt abwechselnd in Berlin und Paris.

Dieses Töpfchen begleitet mich seit meiner Kindheit. Ich liebe es. Als ich klein war, hat meine Mutter darin immer Grießbrei für mich gekocht. Heute steht es in meiner Pariser Wohnung auf dem Herd, ich benutze es immer noch. Für mich ist es eine Reliquie.

Das Töpfchen kam kurz nach Kriegsende in unsere Familie. Wir waren als Flüchtlinge aus Oberschlesien nach Bayern gekommen, wo wir bei einer Familie zwangseinquartiert wurden. Wir waren nicht willkommen, als Flüchtlinge haben wir viel Ablehnung erlebt.

Flüchtlingskind, das war wie ein Stempel. Die Schygulla, die Polenmatz, hieß es in der Schule. Dass ich gemobbt wurde, habe ich zu Hause nie erzählt. Ich habe zu Hause überhaupt nichts erzählt, es gab schon genug zu bewältigen. Ich habe alles mit mir allein ausgemacht.

Wir bekamen damals die sogenannten Bezugsscheine, meine Mutter musste sie in München beim Ausgleichsamt abholen. Einmal kam sie mit diesem Töpfchen zurück, eine Frau hatte es ihr geschenkt. Sie sagte zu meiner Mutter, auf Bayerisch: Dass euch schön warm wird bei uns!

Seither ist dieses Töpfchen für mich ein Symbol für Mitgefühl, Wärme und Freundlichkeit.

Ich wurde 1943 in Königshütte geboren, dem heutigen Chorzów. Auschwitz war nicht weit. Als meine Mutter schon in den Wehen lag, hat der Arzt meine Geburt durch eine Spritze um einen Tag verzögert; er wollte den Heiligabend gern zu Hause verbringen. Später erfuhr ich, dass dieser Dr. Clauberg Kollege von Josef Mengele in Auschwitz gewesen war und dort an weiblichen Häftlingen Sterilisierungsexperimente durchgeführt hatte.

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